Die Levermann-Strategie als Werkzeug zur Marktbeurteilung
Nun, ich maße mir nicht an, diese Frage
erschöpfend beantworten zu können, wenngleich mein Bauchgefühl zur zweiteren
Variante tendiert. Aber eben weil ich das Bauchgefühl aus meiner
Veranlagungsstrategie möglichst konsequent verbannen wollte, habe ich mich
ursprünglich für die Levermann-Strategie entschlossen. Und genau diese möchte
ich nun heranziehen, um einen Befund über den aktuellen Gesundheitszustandes
des DAX zu wagen. Eines meiner beiden wikifolios, die DAX-Werte Finest Selection, bietet hierfür die ideale Datengrundlage. Anhand der
Levermann-Analysen, die ich für den Betrieb dieses wikifolios erstelle,
versuche ich nun ein grobes Bild zu skizzieren, wie die aktuelle Kurslage des
DAX eingestuft werden könnte.
Bereits seit geraumer Zeit fällt mir die
Auswahl für kaufwürdige Aktien aus dem DAX zur Aufnahme in die DAX-Werte Finest
Selection schwer. Die hierzu erforderlichen vier Punkte in der
Levermann-Analyse erreichen in den vergangenen Monaten nur wenige Titel. So
kommt es dann auch, dass dieses wikifolio mit hoher Cash-Quote und
dementsprechend mit niedriger Kursdynamik dahinschippert.
Die Levermann-Analyse vom 19.05.2016
Doch kommen wir nun zu konkreten Zahlen.
Die heute durchgeführte Levermann-Analyse lieferte mir für die 30 Aktien des
deutschen Leitindex DAX folgendes Resultat:
- BUY: Volkswagen VZ, Siemens
- HOLD: Adidas
- SELL: Der ganze Rest, also 27 Werte
Die Levermann-Analyse vom 19.05.2015 …
Genau ein Jahr zuvor hat das Gesamtbild
noch ein wenig sonniger ausgesehen, obwohl – wie wir nun rückblickend
betrachtet wissen – der Höhepunkt bereits überwunden wurde. Die Analyse vom 19.
Mai 2015 ergab (unter damals noch leicht anderer Zusammensetzung mit Lanxess
und K+S anstelle von Vonovia und Prosiebensat.1) folgendes Bild:
- BUY: Continental, Munich Re, Volkswagen VZ, Henkel VZ, Allianz, Beiersdorf
- HOLD: Deutsche Post, Daimler, BASF, BMW St., Siemens, SAP, Infineon, Heidelbergcement, Deutsche Börse, Merck, Bayer, Commerzbank, Deutsche Bank
- SELL: Linde, Fresenius Medical Care, K+S, Lanxess, Fresenius, Deutsche Lufthansa, Deutsche Telekom, Adidas, Thyssenkrupp, E.ON, RWE
… oder was vor einem Jahr noch anders war
Wie lässt sich der Rückgang um beinahe drei
Punkte (in der Welt der Levermann-Analysen ein gewaltiger Rückschritt)
erklären? Hierzu sehen wir uns eine etwas feinere Aufgliederung des
Levermann-Scores heute und vor einem Jahr an. Die insgesamt 13 Indikatoren, die
bei der Levermann-Strategie zur Anwendung gelangen, lassen sich thematisch grob
sechs Themen zuordnen (in Klammern gebe ich die maximal erreichbare Punktezahl
pro Thema an):
- Qualität (3): Eigenkapitalrendite, EBIT-Marge, Eigenkapitalquote
- Bewertung (2): KGV durchschnittlich, KGV aktuell
- Stimmung (2): Analystenmeinung, Reaktion auf Geschäftszahlen
- Momentum (3): Gewinnrevision, Kurs aktuell im Vergleich zum Kurs vor sechs Monaten, Kurs aktuell im Vergleich zum Kurs vor zwölf Monaten, Kursmomentum
- Technik (1): Dreimonatsregel
- Wachstum (1): Gewinnwachstum
Was lässt sich daraus ableiten? Wie gleich
ins Auge sticht, erklärt sich der überwiegende Großteil des Punkterückgangs aus
starken Verlusten im Momentum und zu kleinen Teilen bei Rückgängen in den
Indikatoren der Kategorie Stimmung. In Sachen Qualität und Bewertung sind sogar
(winzige) Fortschritte im Vergleich zum vergangenen Jahr auszumachen.
Und was lernen wir daraus? Ich werde mich
davor hüten, aufgrund dieser oberflächlichen Betrachtung große Schlüsse,
geschweige denn Empfehlungen, abzugeben. Was sich dennoch aus dieser
Fingerübung ablesen lässt, ist die prinzipiell unveränderte (oder gar leicht
verbesserte) fundamentale Qualität und Bewertung der DAX-Titel. Das negative
Zeugnis der Levermann-Analysen beruht aktuell großteils am wenig vorteilhaften
Chartbild der DAX-Werte und einem allgemeinen Rückgang der Marktstimmung. So
gesehen haben wir hier also eher eine technische und emotionale Eintrübung als eine
fundamentale Krise. Aber mit diesem Urteil überstrapazieren wir hier vermutlich
schon das vorhandene Datenmaterial und mein milchmädchenhaftes Analysevorgehen.
Ich überlasse es der Leserschaft, aus dieser Übung Schlüsse weitere Schlüsse zu
ziehen.
Welche Folgerungen leitet Ihr aus der hier vorlegenden Darstellung ab?
Sind hier vielleicht noch andere Betrachtungsweisen im Zusammenhang mit der
Levermann-Strategie erhellend? Ich freue mich auf euer Feedback.
Disclaimer: Dieser Artikel dient nur zur Information. Ich bin kein
geschulter Finanzberater und spreche für die erwähnten Wertpapiere keinerlei
Kauf- oder Verkaufsempfehlungen aus. Hinsichtlich der erwähnten
wikifolio-Zertifikate weise ich ausdrücklich auf das den wikifolios immanente
Emittentenrisiko hin. Auf den verlinkten Seiten bei wikifolio finden sich zudem
der Basisprospekt und die endgültigen Bedingungen zu den Endloszertifikaten.
Eine Lektüre ist interessierten Anleger dringend anzuraten.
Laut https://aktien.guide sieht der DAX momentan ziemlich gut aus:
AntwortenLöschen8 Kaufempfehlungen
11 Halteempfehlungen und
11 Verkaufsempfehlungen
Stimmt, im Vergleich zur letzten Betrachtung sieht die Einschätzung unter Levermann'schen Gesichtspunkten deutlich freundlicher aus. Ich komme aktuell ganz ähnlich auf
Löschen8 Kaufeinstufungen (Lufthansa, BMW, Munich Re, Conti, Allianz, Infineon, Siemens, Adidas),
12 Halteeinstufungen und
10 Verkaufseinstufungen.
Eventuell sollte ich im Mai einen Folge-Post verfassen, der einen aktuellen Vergleich bietet.
Danke für deinen Kommentar!